Ahmad Mansour kann kein Vorbild sein – von Ilyas Ibn Karim und Jonathan Peaceman
Shownotes
Intellektuelle wie Ahmad Mansour, die aus migrantischen Muslimen Staatsräson-Verfechter machen wollen, treffen zurecht auf Unverständnis. Gemeinsame Palästina-Solidemos von Muslimen, Juden, Christen und Atheisten sind die besseren Brückenbauer.
Artikel vom 14. Oktober 2025: https://jacobin.de/artikel/ahmad-mansour-islam-integration-staatsraeson
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00:00:00: Ahmad Mansur kann kein Vorbild sein.
00:00:04: Intellektuelle wie Ahmad Mansur, die aus migrantischen Muslimen Staatsresonverfechter machen wollen, treffen zurecht auf Unverständnis.
00:00:12: Gemeinsame Palestina-Solidemos von Muslimen, Juden, Christen und Atheisten sind die besseren Brückenbauer.
00:00:20: Von Ilias Ibn Karim und Jonathan Peasman.
00:00:24: Ahmad Mansur Bücher tragen Titel wie Generation Allah oder Operation Allah.
00:00:30: In Tweets, Talkshows und Kolumnen warnt der Psychologe und Publizist unermüdlich vor Unterwerfung, Unterwanderung und Terrorunterstützung.
00:00:39: Seit dem Beginn des Genozids in Gaza tritt er zudem verstärkt als pro-israelische Stimme in Erscheinung.
00:00:46: Diese Haltung macht ihn besonders bei Politikerinnen und Politikern der christlich-demokratischen Union und christlich-sozialen Union zu einer gefragten Persönlichkeit.
00:00:56: Seit April, fördert das CSU-geführte Bundesforschungsministerium sogar ein Projekt Monsurs namens Dissident mit neun Komma fünf Millionen Euro.
00:01:07: Offiziell möchte Dissident Islamismus und Israel bezogenen Antisemitismus bekämpfen.
00:01:14: Dafür soll Monsurs unternehmen, die Monsur-Initiative für Demokratieförderung und Extremismusprävention, MIND, GmbH, nun unter anderem Workshops an Schulen ausrichten.
00:01:26: Dabei liegt der Fokus explizit auf Jugendlichen mit internationaler Migrationsbiografie.
00:01:32: Gleichzeitig wird an mehreren deutschen Universitäten für das Projekt geforscht.
00:01:37: Jede Form der Palestiner Solidarität scheint dabei genau unter die Lupe genommen zu werden.
00:01:43: Ein erlanger Psychologieprofessor untersucht für das Projekt zum Beispiel, wie Lehrkräfte didaktisch darauf reagieren, wenn ein Schüler eine palästinensische Kuffier trägt.
00:01:54: Das Projekt macht deutlich, dass sich der Einfluss der deutschen Staatsresong keineswegs nur auf Außenpolitik beschränkt.
00:02:00: In seinem Buch über die deutsch-israelischen Beziehungen Absolution stellt der Politikwissenschaftler Daniel Marwecki fest, wenn Deutsche über Israel reden, reden sie meistens über sich selbst.
00:02:11: Geht es um Israel, dann geht es um deutsche Identität.
00:02:15: Während Muslime schon seit längerem im Fokus deutscher Integrationsdebatten stehen, dient das Bekenntnis zu Israel nun als zentraler Prüfsteingesellschaftlicher Zugehörigkeit.
00:02:27: Akteure wie Ahmad Mansour spielen in diesem Kontext eine besondere Rolle.
00:02:32: Sie sind mehr als karriereorientierte Einzelkämpfer, die zu viel mediale und politische Aufmerksamkeit erhalten.
00:02:38: Mansour ist Teil einer neuen Klasse von staatstragenden muslimischen Intellektuellen, die der Mehrheitsgesellschaft erklären, was mit den Muslimen vermeintlich nicht stimmt.
00:02:47: und dabei helfen, diese Menschen auf den Pfad von Demokratie und Integration zu führen.
00:02:52: Sie fungieren als Mustermuslime, die ihren Glaubensgeschwistern eine bejahende Haltung gegenüber dem deutschen Staat vermitteln und vorleben sollen.
00:03:01: Wie intellektuelle die herrschende Klasse stützen.
00:03:05: Dem italienischen Marxisten Antonio Gramsci zufolge sind intellektuelle nie lediglich Menschen, die ihr Leben dem Geistigen schaffen widmen.
00:03:14: Als eine Schicht von Spezialisten sind sie jene Schlüsselfiguren, die aufrechterhalten, was Gramsci kulturelle Hegemonie nannte.
00:03:23: Ein herrschendes System erhält sich nie allein durch Gewalt, sondern auch durch ein Geflecht aus Glaubenssystemen, Narrativen, Normen und Ideologien.
00:03:32: Das sorgt dafür, dass alle Klassen die bestehenden Verhältnisse akzeptieren und stützen.
00:03:39: Intellektuelle dienen als die zentralen Akteure dieser Hegemonie.
00:03:43: Sie vermitteln ihre Glaubenssätze über Bildung, Medien, Kunst und auch über Religion.
00:03:50: Religion ist wohl das älteste Vehikel kultureller Hegemonie.
00:03:54: Nicht umsonst hat die Bundesrepublik, trotz Neutralitätsgebot, den Religionsunterricht an Schulen aufrecht erhalten.
00:04:01: Dem Christentum wurde eine zentrale Rolle in der korrekten ethischen Erziehung der deutschen Bürger zugesprochen.
00:04:07: Zu groß, als dass man sie ignorieren könnte.
00:04:11: Der Islam sollte im Idealfall eine ähnliche Funktion erfüllen.
00:04:15: Aktuell wird er jedoch als Integrationshemd wahrgenommen.
00:04:18: Ahmad Mansour sorgt dafür, dass das so bleibt.
00:04:21: Sein erklärtes Ziel ist, wie er zum ersten Jahrestag der Angriffe vom siebten Oktober, zwei Tausend Dreiundzwanzig formulierte, aus fremden Demokraten zu machen.
00:04:32: Der migrantische Muslim muss vom ungezügelten und unintegrierten Individuum zum vorbildlichen demokratischen deutschen Bürger umerzogen werden.
00:04:42: Dieser deutsche Vorzeigebürger lehnt Ideen, die sich gegen staatliche Interessen wenden, selbstverständlich ab.
00:04:49: Damit fordert der deutsche Staat also nicht nur die Ablehnung von reaktionären Islamismus, sondern auch ein Bekenntnis zur Staatsreson.
00:04:57: Erwünscht sind nicht in erster Linie progressive oder demokratische Muslime, sondern solche, die die herrschende Hegemonie als gerecht und richtig anerkennen.
00:05:07: Ahmad Mansour ist eher in rechtskonservativen Medien zu Hause als in moscheen und muslimischen Communities.
00:05:14: Damit bleibt er der Rolle des außenstehenden Kritikers verhaftet.
00:05:18: Die gewünschten Veränderungen innerhalb der Gemeinden müssten eigentlich jene Muslime umsetzen, die in diesen Gemeinden und Verbänden verwurzelt sind.
00:05:26: Aber selbst wenn diese Verwurzelung besteht, bedeutet das nicht automatisch, dass daraus andere politische Positionen folgen oder dass sich die Funktion muslimischer Intellektueller gegenüber dem deutschen Staat verändert.
00:05:40: Das zeigen etwa Murat Kaiman und Ehren Güvercin, die beide als Publizisten mit einer pro-israelischen Haltung bekannt sind.
00:05:47: Beide standen früher den großen türkisch-muslimischen Verbänden in Deutschland wie DITIB nahe.
00:05:54: Heute wenden sie sich als Gründer des liberalen muslimischen Vereins Al-Hambra Gesellschaft gegen ihre ehemaligen Weggefährten.
00:06:02: Mit ihrem Hintergrund sind Kaiman und Güvercin auf den ersten Blick glaubwürdigere Akteure für Reformen innerhalb der Communities als Monsour.
00:06:11: Ihre öffentlichen Positionen sind aber eher von Staatstreue gezeichnet als von einem progressiven Weltbild.
00:06:17: Ende August erschien in der Tat ein längeres Interview mit Murat Kaiman.
00:06:22: Er habe sich in den sozialen Medien als einer der schärfsten Kritiker islamistischer Verharmlosung einen Namen gemacht, schreibt die Zeitung.
00:06:30: In dem Gespräch schiebt Cayman den muslimischen Communities und ihren Repräsentanten in die Schuhe, dass Deutsche kaum Empathie für die Menschen in Gaza zeigen.
00:06:42: hätten nicht genug Mitgefühl für die israelischen Opfer des siebten Oktober gezeigt und bekämen dieses Verhalten nun bloß gespiegelt.
00:06:51: In der rassistischen Vorstellung ist die Diskriminierung einer Gruppe nichts weiter als eine verständliche Reaktion auf ihr eigenes Verhalten.
00:06:58: Auch wenn die allermeisten Muslime in Deutschland gar keinen persönlichen Bezug zu Gaza haben.
00:07:04: Ehren Güvercin tritt mit ähnlichen Positionen auf.
00:07:07: Sein Buch, eine Streitschrift gegen den Moscheenverband Dietieb, wurde Anfang dieses Jahres wegen eines Plagiats aus dem Handel genommen.
00:07:15: Dessen ungehindert findet Gewerzin weiterhin Gehör in den deutschen Medien.
00:07:20: Bei WeltTV warnte er zuletzt vor einer antisemitischen Allianz von Linksextremisten und Islamisten, beim WDR vor islamistischer Einflussnahme an deutschen Universitäten.
00:07:30: Zudem ist der Jurymitglied bei der pro-israelischen Lobbyorganisation ELNET und Landesvorsitzender des FDP-Vereins Liberale Vielfalt.
00:07:39: in Berlin-Brandenburg.
00:07:43: Von türkischen zu israelischen Interessen.
00:07:47: Heute kritisieren Ehren Güvercin und Murat Kaiman die großen türkisch-muslimischen Verbände in Deutschland für ihre Nähe zum türkischen Staat.
00:07:56: Das war aber auch Zwei-Tausend-Fünfzehn schon so.
00:08:00: Zu dieser Zeit teilte Güvercin auf Twitter noch einen Text von Kaiman, der Dietib gegen den Vorwurf der ausländischen Kontrolle verteidigte.
00:08:08: Kaiman arbeitete damals als Justizjahr für den Verband.
00:08:12: Güvercin hielt dort Vorträge, ebenso wie bei der als islamistisch geltenden IGMG und der ATIB, die sich als Abspaltung der rechtsextremen grauen Wölfe formierte.
00:08:22: Was sich bei Güvercin und Keimann in den letzten zehn Jahren verändert hat, lässt sich nur schwer nachvollziehen.
00:08:29: Keimann verließ die Teeb-Anfang zehntausend siebzehn laut eigener Aussage aufgrund des Spionageskandals im Vorjahr.
00:08:37: Damals wurde öffentlich das Imame des Verbands Listen mit Anhängern des Predigers Fethola Gülen erstellten.
00:08:43: Gülen und seine Anhänger werden in der Türkei für den Putschversuch vom Juli, zwei Tausendsechzehn verantwortlich gemacht.
00:08:50: Im Herbst, zwei Tausendsehbzehn gründeten Keiman und Güverzin schließlich die Alhambra-Gesellschaft.
00:08:56: Es ist ihre Verbindung zur muslimischen Community, die sie zu gefragten Stimmen bei bürgerlichen Medien und Parteien macht.
00:09:03: Nichts ersehnt sich der deutsche Staat, mehr als verlässliche Partner innerhalb der muslimischen Gemeinde.
00:09:09: Gesucht werden Vereine, Verbände und Einzelpersonen, die einen Islam lehren, der Identifikation mit dem deutschen Staat fördert.
00:09:17: Muslimen soll auf theologische Weise eine Akzeptanz für die hiesigen Verhältnisse vermittelt werden.
00:09:23: Das ist letzten Endes das zentrale Problem, das der Staat mit dem Islam hierzulande hat.
00:09:28: Anders als das katholische und evangelisch-lutterische Christentum, ist er nicht traditionell in dem hiesigen hegemonialen System verankert.
00:09:37: Er erscheint daher als widerspenstig und ungezähmt.
00:09:41: Gesucht wird ein Explizit deutscher Islam.
00:09:44: Dieser deutsche oder europäische Islam wird hin und wieder mit einem liberalen und progressiven Islam gleichgesetzt.
00:09:52: Die Bekenntnisse zu Frauen und LGBTIQ-Rechten werden dafür gerne miterwähnt.
00:09:57: Dennoch sind sie meistens eher eine vorgeschobene Forderung.
00:10:01: Schließlich würde auch die katholische Kirche mit ihren Positionen zu Abtreibung und gleichgeschlechtlicher Ehe diesem progressiven Maßstab kaum gerecht werden.
00:10:11: Islamkritiker müssen nicht progressiv sein.
00:10:16: Vertreter der liberal-muslimischen Intelligenz hier müssen daher nicht zwingend progressiv oder gar islamkritisch sein.
00:10:24: Die Alhambra-Gesellschaft wird als Moderat konservativ wahrgenommen.
00:10:28: Theologisch wird hier nicht mit dem Mainstream sunnitischen Islamverständnis gebrochen.
00:10:33: Kaiman und Güvacin treten nicht als avantgardistische Reformer auf.
00:10:37: Dennoch aber als mutige Kritiker falscher Verhältnisse, die sich trotz ihres moderat konservativen islamischen Glaubens, zur deutschen Demokratie und auch zur Staatsreson bekennen.
00:10:49: Interessant ist, dass Kaiman und Güvacins Wechsel vom türkischen zum israelischen Proxy-Nationalismus weniger eine Frage der Form als des Inhalts ist.
00:10:58: Das zeigt sich besonders bei einem Thema, das für viele moderne Nationalismen wesentlich ist.
00:11:03: der Unterstützung oder Leugnung von Genoziden.
00:11:06: Die beiden Gründer der Alhambra-Gesellschaft schimpfen heute auf Muslime, die den türkischen Völkermord an den Armenien leugnen.
00:11:13: Als der Bundestag den Genozid im Sommer-Zwei-Tausendsechzehn anerkennen wollte, setzten sie sich aber selbst dagegen ein.
00:11:20: Ehren güvercin beschwerte sich damals auf Twitter, dass die armenische Lobby alles getan habe, was sie konnte, während die türkische Seite leider untätig geblieben sei.
00:11:31: Murat Kaiman schrieb zu dieser Zeit einen Text über die Armenierfrage der verblüffende Ähnlichkeiten mit seiner heutigen Rhetorik in Bezug auf Gaza offenbart.
00:11:40: Die Armenien-Resolution des Bundestags beschrieb Kaiman als Produkt einer grünen Klientelpolitik und einer persönlichen Vendetta des grünen Politikers Cem Özdemir.
00:11:51: Auch bei Gaza verschiebt Kaiman den Fokus weg vom Inhalt des Vorwurfs auf die Person einiger Ankleger, türkische Nationalisten, Islamisten oder Deutsche.
00:12:02: Letztere sein historisch nicht gut darin Genozide zu erkennen.
00:12:06: Eng verflochten mit dieser Taktik der Personalisierung ist der Vorwurf niedriger Beweggründe.
00:12:12: Bei der Anerkennung des Genozids an den Armenien gehe es um politischen Revangismus.
00:12:18: Bei Gaza um Antisemitismus.
00:12:21: Schließlich wird das Machtgefälle zwischen Tätern und Opfern nivelliert.
00:12:25: Wo Türken bei Keimaren noch das gleiche Leid, das gleiche Unrecht wie Armenia erfahren haben, über Trumpf die Boshaftigkeit der Hamas alle israelischen Kriegsverbrechen.
00:12:35: Die Fakten und Einschätzungen von Expertinnen und Experten, die eine Anerkennung der Völkermorde stützen, werden geschickt übergangen.
00:12:43: Es geht nicht um die Bildung junger Muslime.
00:12:48: Trotz großer politischer Bemühungen bleibt es aber fraglich, ob diese Klicke liberal muslimischer Intellektueller jemals schafft, was der deutsche Staat von ihnen verlangt.
00:12:58: Auch wenn all ihre teils staatlich geförderten Projekte auf junge migrantische Muslime abzielen, haben sie keine Antworten auf die tatsächliche Lebensrealität jener Menschen.
00:13:08: Systematischer institutioneller Rassismus wird geleugnet oder zumindest klein geredet.
00:13:14: Ahmad Mansour selbst erklärte anti-muslimischen Rassismus zu einem realitätsfernen Kampfbegriff.
00:13:20: Und wenn es um den Genozid in Gaza geht, ein Thema, das weit über muslimische Kreise hinaus empört, wird aus dem geforderten Bekenntnis zur Staatsrison eine Anweisung zur Komplizenschaft.
00:13:32: Viele schreckt das zu Recht ab, selbst progressive, säkulare und nicht praktizierende junge Muslime.
00:13:40: Diese Entfremdung von der vermeintlichen Zielgruppe sollte aber nicht überraschen.
00:13:45: Die muslimische Community war nie die eigentliche Zielgruppe dieser Intellektuellen.
00:13:49: Ihre Projekte zielen zwar offiziell auf die Aufklärung und Bildung junger Musliminnen und Muslime, In Wahrheit aber adressieren sie das politische und mediale Establishment.
00:13:59: Denn dort sitzen diejenigen, die Karrieren ermöglichen.
00:14:02: In Ministerien, Stiftungen, Parteien und Redaktionen.
00:14:07: Entsprechend sind die Positionen so formuliert, dass sie vor allem die bürgerliche, mehrheitlich nicht muslimische Öffentlichkeit überzeugen sollen.
00:14:15: Das bedeutet aber nicht, dass die Arbeit dieser Personen ohne jedweden Effekt auf Musliminnen und Muslime ist.
00:14:23: Ironischerweise arbeiten diese liberal muslimischen Intellektuellen gegen ihr vermeintliches Hauptziel, die Zurückdrängung des reaktionären Islamismus.
00:14:32: Islamisten sehen Muslime in einem permanenten Krieg mit dem Westen, einem Krieg, der sowohl militärisch durch imperialistische Kriege als auch ideologisch durch die Verbreitung fremder Werte ausgetragen wird.
00:14:44: Der Islamismus deutet Verbrechen wie die in Gaza in ein religiöses Feindbild um.
00:14:50: Zugleich stempelt er Muslime mit progressiven Ansätzen als westliche Agenten und Verräter ab.
00:14:57: Die liberalmuslimischen Intellektuellen verstärken dieses Narrativ direkt wie indirekt.
00:15:02: Sie zeichnen den Krieg in Gaza als zivilisatorischen Konflikt.
00:15:06: Hier die westlich-liberale Demokratie, dort barbarische islamistische Horden.
00:15:12: Von dem Muslim in Deutschland wird erwartet, dass er sich zur Schwesterdemokratie im Nahen Osten bekennt, sofern er als echter Demokrat gelten möchte.
00:15:20: Er wird somit vor die Wahl gestellt, entweder das Stigma des Integrationsverweigerers zu tragen oder passiver Komplize in einem Massenmord zu werden, der bereits mindestens achtzigtausend Leben gefordert hat.
00:15:33: Es muss aber nicht bei dieser unmöglichen Wahl bleiben.
00:15:37: Die Antwort auf die vorherrschende Hegemonie ist die Gegenhegemonie.
00:15:42: Sie setzt einerseits den Konsens voraus, dass die bestehenden Verhältnisse falsch sind und andererseits das Bewusstsein dafür dass eine Veränderung der Verhältnisse möglich ist.
00:15:51: Sie wird von einer organisierten, heterogenen Bewegung getragen, die neue Antworten bietet und die herrschende Politik infrage stellt.
00:15:59: In vielerlei Hinsicht sehen wir das teilweise in der Praxis bei der Solidaritätsbewegung mit Palästina.
00:16:06: Hier kommen sowohl säkulare als auch praktizierende Muslime mit Menschen jüdischen und christlichen Glaubens sowie mit Konfessionslosen zusammen.
00:16:15: Frauen mit Hijab marschieren hier in derselben Menge mit Queerfeministinnen.
00:16:20: Die gemeinsame Sache für Gaza und die Kritik an der deutschen Staatsräson haben ein gewaltiges Potenzial, soziale Gräben zu überwinden.
00:16:28: Man darf dieses Momentum nur nicht verpassen.
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